Zine Fest Leer - wie es bisher lief
Zinefest - Ein kleiner Markt, wo Leute ihre Zines zum Kauf und Tausch anbieten können. Oft gibt es auch Kunstdrucke oder DIY-Merch auf den Tischen.
Zine - Selbstpublizierte günstig hergestellte Hefte, die oft den DIY Charme haben. Sie werden zu allen erdenklichen Themen erstellt und sind im Inhalt völlig frei.
Leer - Eine Stadt mit ca. 35k Einwohnern in Ostfriesland. Das ist nordwestlich in Deutschland und an der Grenze zu Holland.
Ok, Kathrin, wie bist du auf die Idee gekommen ein Zinefest zu veranstalten?
Ich hatte zu dem Zeitpunkt zwei kleine Kinder und war sehr lokal gebunden an Leer, weshalb ich nicht zu anderen Zinefests in größere Städte fahren konnte. Das machte mich so traurig, weil ich meine Freunde außerhalb auch sehr vermisste, aber so beschloss ich mich nicht unterkriegen zu lassen und lokal was für Kultur zu tun. Andere Kreative aus ihren Löchern locken und neue Freunde finden. Irgendjemand muss halt anfangen einzuladen und ich war noch nie jemand, die darauf gewartet hat, dass andere die ersten Schritte tun.
Außerdem wollte ich öffentlicher damit werden, was Zines alles können. Meine Sammlung wuchs gut und die Inhalte könnten einige Leute hier in Leer mal etwas aufrütteln. Jugendlichen sollte man auch viel deutlicher machen, dass sie durchaus ihre eigene Perspektive und Stimme haben - durch zines versteht man das schnell!
Aber das war sicher nicht so einfach, oder? Hattest du schon Erfahrung mit Veranstaltungsorganisation?
Nein, ich hatte eigentlich gar keine Erfahrung mit Events. Das machte es auch noch aufregender! Ich hatte eine Change mal wieder richtig viel auszuprobieren und zu lernen. Wenn man kleine Kinder hat, kommt das Gehirn ein wenig kurz, weil alles so anstrengend ist. Mal wieder Werbeflyer zu gestalten war super! Die Motivation war riesig und ich habe meine freie Zeit sehr effektiv genutzt, um ein bisschen Marketing zu machen. Ich scannte viele Seiten von eventuell relevanten Institutionen nach mailadressen ab und schrieb Pressetexte und Einladungen. Die Taz Nord machte sogar ein Interview mit mir!
Wie lief es denn so?
Ja, interessant auf jeden Fall. Also für das erste Fest 2022 erreichte ich noch nicht viele Künstler die Zeit hatten. Ich bekam dann eine Woche vor Event auch noch Corona und musste alles verschieben! Das war der einzige Punkt in meiner Risikenauflistung, der wirklich riskand war, da ich das alleine organisiere. Es fand dann später statt. Wir haben auch einen schönen großen Basteltisch im restlichen Raum, der nicht von Ständen besetzt war, gemacht und es war eine sehr angenehme freundschaftliche Stimmung. Leute lasen sich die Zines aus der Sammlung durch und einige bastelten sogar am Tisch. Das wollten wir auf jeden Fall wiederholen!
2023 war es dann schon enger und ich konnte alle Tische mit Ausstellern besetzen. Der Zineclub aus Hamburg Hamm und Leute aus Bremen kamen auch. Es war super schön und viel voller! Das TGG hatte mit Janko Zines im Kunstunterricht gemacht und seine Klasse hat die auch dann mit einem Stand angeboten. Die Vorbereitung war dieses Mal auch etwas routinierter. Ich hatte aber auch nicht plötzlich mehr Zeit auf dem Fest sondern noch Dreiviertel der Zeit mein Baby in der Babytrage und musste stillen. Das war high pressure aber gleichzeitig erfüllte mich der Tag voller Energie und Freude, diese tollen Leute um mich zu haben. Mir gab das Hoffnung, das Zinefest würde anfangen sich zu etablieren und zu wachsen.
Ich hatte den Eindruck, dass ich es 2024 so einfach noch einmal machen könnte: Mails schreiben, etwas schickere Flyer, Poster hängen, Pressemitteilungen und bisschen social media machen. Ich durfte auch weiterin den Raum der Kulturwerkstatt Leer nutzen und meine Kinder wurden allmählich so groß, dass ich beim Event dann auch keine Babytrage mehr nutzen müsste. Ich fragte auch bei der Ostfriesischen Landschaft an, wie ich Fördergelder für die Zukunft beantragen könnte, da der Platz in der Kulturwerkstatt doch langsam eng wurde. Für das folgende Jahr wollte ich einen Bericht für die Förderung schreiben und auch als Gruppe zu organisieren.
Um dem ganzen eine weitere Ebene zu geben, wollte ich den ersten Comicpreis Ostfrieslands vergeben! Von einem ehemaligen Teilnehmer meiner Kunstkurse hatte ich einige Zeichenpuppen geschenkt bekommen. Aus einer machte ich die Trophäe und zusammen mit einem Fresskorb gab es die dann zu gewinnen. Wir bekamen ein paar wundervolle Einsendungen und ich war begeistert! Aber dann auf dem Fest…
… kam fast niemand.
Wir redeten viel darüber und wir waren alle sehr enttäuscht. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht auf die Reihe bekam, ein Team zu bilden, um mehr Marketing machen zu können. Ich suchte den Fehler, hatte sicher auch zu wenig Instagram gemacht, aber letztendlich habe ich alles gemacht, was ich mit meiner wenigen Zeit als Mutter machen konnte. Es reichte wohl eben nicht.
Den Förderantrag für das folgende Jahr habe ich dann auch nicht mehr geschrieben. Es war schön, die Leute zu sehen, und wir hatten tolle Gespräche, aber es war deprimierend. Ich musste das nun ein halbes Jahr verdauen.
Also war‘s das mit dem Zinefest?
Nein! 2025 denke ich mir, sollte ich es einfach weitermachen. Persistence. Neue Routinen entwickeln. Nicht entmutigen lassen und kein Einzelkämpfer mehr sein. Also plane und spreche ich jetzt wieder über ein Zinefest.
Die Stabstelle Ehrenamt vom Landkreis Leer hat mir ein paar Impulse geben können, wie ich das Projekt weiterentwickeln und mich fortbilden kann, was mir neue Hoffnung gibt, ohne Burnout weitermachen zu können. Also…
Stay tuned!